Texte, Briefe und Sätze an die Gastl-Initiative

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Liebe Initiative zur Rettung des Gastl

als ehemaliger Buchhändler in der Buchhandlung Gastl, zuständig für Philosophie, Alt- und Neuphilologie und Sozialwissenschaften vom September 1981 bis Februar 1997, der noch mit den beiden Gründerinnen befreundet war und sehr wohl weiß, welches Vermächtnis hier durch die Umwandlung in eine Genossenschaft zu retten wäre, erkläre ich mich zur finanziellen Unterstützung bereit und wünsche der Initiative vollen Erfolg.

Aus der Ferne und trotz Wechsels in einen anderen Beruf des Musikwissenschaftlers, in und aus alter Verbundenheit

mit besten Grüßen und Wünschen

Peter Sühring,
, Bornheim und Berlin, 7. August 2021

Hochzulobende Frau Ellwart

wie Sie sich sicher selber schon so manches Mal gedacht haben, ist der Tübinger Stammtisch Unser Huhn, der hier nicht weiter vorgestellt zu werden braucht, unter die großen Verehrer des unvergleichlichen Spaßmachers Groucho Marx (1890-1977) zu rechnen. Bzw. zu zählen. (Aber das ist auch nicht viel besser.)
Herr Marx hat einmal dem New Yorker ‚Friars Club’ in einem Telegramm seinen Austritt aus demselben erklärt.
Zur Erklärung: das Internet sagt, von der Maschine übersetzt, über diese Einrichtung: „Der Friars Club ist ein privater Club in New York City. Der Club ist berühmt für seine gewagten Braten und setzt sich hauptsächlich aus Comedians und anderen Prominenten zusammen.“
Wie auch immer, Herr Marx schrieb jedenfalls ans Clubmanagement:
"Ich mag keinem Club angehören, der mich als Mitglied aufnimmt."
Hier können wir dem Verehrten nicht ganz folgen. Zumindest nicht, was die Buchhandlung Gastl angeht.
Gerne treten wir deshalb einem Unterstützerkreis zur Seite, der sich deren Erhalt vorgenommen hat. Mitnichten nur, weil dort die Bücher aus unserem Umfeld verkauft wurden.
Kurz gesagt, Frau E., der Stammtisch Unser Huhn unterstützt den gewagten Braten Ihres Vorhabens.
Wider den Bösenverein im deutschen Buchhandel und anderswo!

Es grüßt Sie
aus seiner Bücherwelt

Der Stammtisch Unser Huhn
i.V. Jürgen Jonas (früher Vollbuchhändler am Holzmarkt), Tübingen und Nehren, 2. August 2021
 

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Gastls vorläufiges Ende

Mit großem Bedauern ist vom angekündigten Ende der Buchhandlung Gastl zu lesen. Gastl war ein wichtiger Orientierungsort, wo Wegweisungen des Denkens und der intellektuellen Herausforderungen sich zeigten. Es war nicht nur die Philosophie Ernst Blochs, die bei Gastl eine Richtung anzugeben in der Lage war. Es war die Pluralität der Aufklärung von Hölderlin, Hegel bis Schulz, die die Anstrengung des Begriffs erforderten. Neben der Philosophie gaben Vordenker der modernen Theologie wie Küng, Greinacher und Moltmann wichtige Impulse. Wie anregend wirkten die Diskussionen zwischen Julie Gastl, Karola Bloch und Hans Mayer bei Karola Blochs Geburtstagen. Welche Impulse gingen von diesen Disputen aus. Doch schon der Wechsel vom alten zum anderen Gastl offenbarte die Anfänge des denkerischen Rückgangs. Nun galt nicht mehr die Maxime des "Prinzips Hoffnung" sondern die Kategorie des Wettbewerbs trat deutlicher hervor. Das Blochsche Denken als eines der Alleinstellungsmerkmale der Buchhandlung Gastl verflüchtigte sich. Als Talheimer Verlag hatten wir dort nur geringe Chancen, die Werke von Karola Bloch und Ernst Bloch zu präsentieren. Absatzzahlen dominierten die Kraft des dialektischen Denkens. Dass die Werkausgabe Helmut Fahrenbachs und die blochnahe Buchzeitschrift „Latenz“ bei Gastl kein besonderes Gehör mehr fand, spricht für sich. Gastl hat sich von seinem Alleinstellungsmerkmal entfernt. Ein Teil der Wurzeln ist beim damaligen Umtopfen verloren gegangen. Sollte sich nun eine Post-Gastl-Rettungsgemeinschaft bilden, so sei ihr Erfolg gewünscht. Als ein seit mehr als dreißig Jahren aktiver Kleinverlag zur Stärkung der Verbreitung des Denkens von Ernst und Karola Bloch sowie der Philosophie Helmut Fahrenbachs sind wir zur ideellen Unterstützung einer Gastl-Rettungsinitiative bereit. Unabhängige Verlage benötigen unabhängige Buchhandlungen und umgekehrt. Wäre Karola Bloch noch am Leben, würde sie sich sicherlich für die bibliophile Erbschaft ihrer Freundinnen Julie Gastl und Gudrun Schaal einsetzen.

Welf Schröter, Talheimer Verlag, Mössingen, 5. August 2021

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Gute Sache!

Gastl hat mich quasi literarisch sozialisiert! (Herr Stadelmann, Frau Mütze, Gisela Rumpp waren die Held*innen meiner jungen Tübingen-Zeit)

Sandra Hoffmann, München, 1. August 2021

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Initiative Gastl